Anja und Petra zu Pferde by Lise Gast

Anja und Petra zu Pferde by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-06-05T00:00:00+00:00


* * *

Eins hatten sich Anja und Petra niemals recht vorstellen können: Cornelia im Brautkleid. Als sie die junge Braut jedoch aus dem Auto steigen sahen, fanden sie sie wie eh und je richtig. Sie trug ein weißes Kostüm – engen Rock, knappe Jacke –, im Knopfloch eine Rosenknospe. Dazu eine Kappe, die ihr herbes Gesicht noch klarer und hübscher machte. Onkel Kurt strahlte, als er sie begrüßte, und dazu hatte er auch ein volles Recht, fanden die beiden Mädchen.

Nun gab es das „kleine Frühstück“, Vater sagte ein paar Worte, man stieß auf das Brautpaar an, und Petra und Anja trugen die Platten mit den Schnittchen herein. Die beiden Mädchen hatten weiße Rollis an und darüber weiße Schürzen gebunden, damit man die Reithosen nicht sah. Cornelia sah sie trotzdem, fragte aber nicht. Ob sie etwas ahnte?

Das jedenfalls ahnte sie nicht, was sie erwartete. Sie beteuerte es später immer wieder: So was kann man ja nicht ahnen. Als sie mit Onkel Kurt an der Seite aus dem Haus trat, war Stine gerade vorgefahren und parierte durch, alle vier Ponys standen im selben Augenblick still – das ist gar nicht so leicht zu erreichen –, und Anja und Petra, jetzt in Reithosen, Stiefeln und Jacketts, sprangen vor an ihren Platz. Cornelia sagte nur: „Nein, so was!“ und stieg dann ein, Onkel Kurt hinterher. Die beiden Reitmädchen sprangen neben Stine auf den Bock, und los ging die Fahrt zur Kirche.

Es war traumhaft. Stine nahm die Kurve in schönem Bogen und ließ die Ponys antraben, Vater, Mutter und die beiden Trauzeugen, Freunde von Onkel Kurt, wollten im Auto hinterherkommen. Frau Schubert, die die Zwillinge derweil betreute, stand in ihrer Haustür und machte runde Augen, und überhaupt blieb jeder stehen, der die Kutsche sah, und staunte. So hatten es die beiden erwartet. Sie genossen es sehr.

Wer unverschämt an diesem Morgen war, das war Lettchen. Sie ging vorn rechts, erst gut und vernünftig, als es aber nicht Richtung Heimat ging, sondern der Kirche zu, in die entgegengesetzte Richtung also, wurde sie bockig. Sie zerrte seitwärts und deichselte ab, Stine versuchte sie zur Raison zu bringen, aber Lettchen hatte von jeher einen eigenen Kopf. Petra und Anja saßen auf der Lauer, abzuspringen und vorzulaufen, aber Stine schüttelte den Kopf.

„Noch nicht. Ich krieg’ sie hin, das wäre ja gelacht!“

Himmel, hatte Lettchen einen Dickschädel! Jetzt kam sie mit dem äußeren Bein über den Zugstrang, schlug aus, traf ihren Nebengänger Nikolo, der beleidigt zurückschlug und sich prompt auch verfitzte. Peuke zog vorwärts und Erie zurück.

Petra sprang ab. Sie hatte sich vorgesehen, weil sie ihren Sturz von neulich noch gut im Gedächtnis hatte, und fiel nicht; im selben Augenblick aber zog Lettchen an und riß die anderen mit, der Wagen schoß vor und Petra geriet ins Hintertreffen. Anja wußte nicht –

„Soll ich?“ flüsterte sie Stine zu.

„Unfug, ich krieg’ sie hin. Dreh die Bremse nicht ganz zu, nur etwas –“

Anja gehorchte. Im selben Augenblick kam ein Auto von hinten und überholte knapp ...

Jetzt spielte Nikolo verrückt. Er warf sich nach rechts und drängte Lettchen noch mehr ab.



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